Liliencron-Kaserne


Durch die Aufnahme und Ansiedlung vieler Heimatvertriebener aus den Ostgebieten nach Ende des Zweiten Weltkrieges verdoppelte sich die Einwohnerzahl Kellinghusens.

Da es nicht genügend Arbeitsplätze in der Region gab, beantragte der damalige Bürgermeister Jeske im Jahr 1956 Wirtschaftshilfe bei der Landesregierung in Kiel. Eine Soforthilfe schloss der damalige Wirtschaftsminister Börnsen aus, doch schlug er vor, sich beim zuständigen Landesplanungsamt im Sozialministerium um eine Garnison der neuaufgestellten Bundeswehr zu bewerben.

Übersicht:

Größe:
zoom_out_map  32 ha

Abgabe:
date_range  31.12.2008

Status:
nahezu komplett erhalten

Unverzüglich wurden die Bewerbungsunterlagen empfangen und die Planungen seitens der Stadt liefen an. Im Mai 1956 wurde dem Landungsplanungsamt das Angebot der Stadt Kellinghusen zur Bereitstellung eines Kasernengeländes übermittelt. Nach der Billigung des Vorhabens durch Magistrat und Ratsversammlung und einer Geländeerkundung am 5. Juli 1956 stand der Ort der neuen Kaserne fest. Sie sollte im Bereich des Dreieckswaldes an der Straße nach Störkathen liegen. Um Rotensande, zwischen Störkathen und Brokstedt, sollte der Standortübungsplatz entstehen. Im September 1956 war die Entscheidung gefallen: Kellinghusen sollte Garnisonsstadt werden.

Im März 1958 stand das Projekt dann plötzlich vor dem Aus. Ein geologisches Gutachten hatte ergeben, dass der Grundwasserspiegel im geplanten Kasernengelände zu hoch lag und das Gebiet damit für eine Bebauung, insbesondere die Unterkellerung der Gebäude, nicht geeignet war. Die Kaserne sollte deshalb nun in Albersdorf gebaut werden. In dieser Situation hatte die Stadt Kellinghusen schnell reagiert und schlug als Ersatzgelände für den Bau der Kaserne das Gut Luisenberg vor. Die Planung sah nun die räumliche Trennung von Kaserne und Übungsplatz vor. Damit jedoch die Kaserne auf dem Gebiet des Gutes Luisenberg gebaut werden konnte, musste die Gemeinde Rensing nach Kellinghusen eingemeindet werden. Die Eingemeindung wurde am 15. Dezember 1958 beschlossen, im Januar 1959 aufgrund von Einsprüchen korrigiert und trat am 1. April 1960 in Kraft.Nach dem Ankauf von 249 ha Fläche des Gutes Luisenberg durch die Bundesfinanzverwaltung für 2.050.000 DM war im Juli 1960 der Bauauftrag erteilt worden. Zusätzlich waren auch noch einmal 112 ha Land angekauft worden, um den Standortübungsplatz im direkten räumlichen Anschluss an die Truppenunterkunft errichten zu können.Die Tiefbauarbeiten an den Gebäuden für die Kaserne waren im Frühjahr 1962 beendet gewesen, sodass mit dem Bau der eigentlichen Gebäude begonnen werden konnte.

Einweihung der Liliencron-Kaserne in Kellinghusen (26.10.1964)
Einweihung der Liliencron-Kaserne in Kellinghusen (26.10.1964)

Bis 1964 waren 32 Gebäude errichtet worden, und so konnte der Bundesminister der Verteidigung, Kai-Uwe von Hassel, am 26. Oktober 1964 die Liliencron-Kaserne an die Truppe übergeben.

Erster Truppenteil in der Liliencron-Kaserne war das Raketenartilleriebataillon 62. Im Laufe der Jahre waren verschiedenste Verbände und Einheiten in der Kaserne untergebracht, so z.B. der Stab und die Stabskompanie des Artillerieregiment 6, die Begleitbatterie 6, das Feldartilleriebataillon 515, das Panzerartilleriebataillon 185, das Panzerartilleriebataillon 515, das nichtaktive Panzerartilleriebataillon 85, die Panzerpionierkompanie 510, mehrere Sanitätsverbände sowie verschiedene Kraftfahrausbildungszentren. Nach Bekanntgabe der bevorstehenden Standortschließung im Jahre 2004 ließ die Stadt Kellinghusen eine Konversionsstudie für die Nachnutzung der Liliencron-Kaserne und des Standortübungsplatzes erstellen. Vorgeschlagen wurde die Errichtung eines touristischen Großprojektes, die Nutzung als Kulturlandschaftsparks oder die Erschließung des Geländes als Stadtteil Liliencron.

Der erste Versuch der Konversion zu einem Sportpark scheiterte an der Finanzkraft des Investors, als sich dieser bereits in der Realisierung befand. 2013 wurde das Gelände trotz Bedenken an Abdul-Matin Tatari verkauft. Dort soll eine Privatklinik für zahlungskräftige Kunden aus dem Nahen Osten errichtet werden. Dabei sollen die vorhandenen Gebäude umgenutzt werden.

Die 13th U.S. Army Field Artillery Detachment der US-Streitkräfte richteten 1966 nahegelegen das Sondermunitionslager Kellinghusen (Sondermunitionslager Kellinghusen) für taktische Nuklearwaffen ein. Anfang der 1990-er Jahre wurde es aufgelöst. Die letzten Amerikaner verließen die Kaserne 1992.

Ab September 2015 wurde die Kaserne als temporäre Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet. Heute befinden sich unter anderem ein Hotel und Gewerbebetriebe in den ehemaligen Gebäuden. Lediglich die ABC-ÜbHalle und der KK-Schießstand sind abgerissen worden. Viele Unterkunftsblocks stehen leer.

Unterkunftsgebäude in der ehemaligen Liliencron-Kaserne (2020)
Unterkunftsgebäude in der ehemaligen Liliencron-Kaserne (2020)

Im Juni 2025 hat der Bauausschuss der Stadt Kellinghusen der zweiten Änderung des Bebauungsplans Nr. 52 für das Gelände der ehemaligen Liliencron-Kaserne zugestimmt. Die Beschlusslage sieht eine umfangreiche Umnutzung ehemals militärisch genutzter Flächen vor.

Geplant ist die Herrichtung von sechs ehemaligen Kasernengebäuden für den allgemeinen Wohnungsbau. Darüber hinaus wird ein weiteres Sondergebiet mit vier Gebäuden für Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen ausgewiesen. In der früheren Wache des Kasernengeländes ist die Einrichtung einer Kindertagesstätte vorgesehen. Die angrenzende Freifläche zwischen Wache und Energiezentrale soll als Spiel- und/oder Mehrgenerationenplatz genutzt werden.

Ein neuer Investor beabsichtigt zudem, vier Gebäude für eine Seniorenwohnanlage mit Pflegeeinrichtung zu errichten. Die bisher im Eingangsbereich des Areals für Handwerker-Beherbergung vorgesehene Fläche soll zukünftig ebenfalls als Wohngebiet genutzt werden.

Diese Entwicklungen sind Teil der langfristigen zivilen Nachnutzung des rund 249 Hektar großen Kasernenareals, das seit dem Abzug der Bundeswehr im Jahr 2008 einer schrittweisen Transformation unterliegt. Bereits realisiert wurden unter anderem ein Hotel mit Gastronomie, eine Reha-Einrichtung mit Schwimmhalle sowie mehrere gewerbliche Ansiedlungen. Mit den aktuellen Planungen schreitet die städtebauliche Umgestaltung des ehemaligen Bundeswehrstandorts weiter voran.

Zurück