Standortübungsplatz Wentorfer Lohe
Der Standortübungsplatz Wentorfer Lohe befand sich nordöstlich der ehemaligen Garnisonsstadt Wentorf bei Hamburg und erstreckte sich zwischen den Gemeinden Wohltorf, Wentorf, Neu-Börnsen und dem Sachsenwald. Mit nur circa 250 ha war die Lohe - wie das Gebiet umgangssprachlich heißt - nicht sehr groß. Dennoch bot die Vielfalt aus offenen Wiesen mit abwechselnden Waldstücken des Geländes für die in Wentorf stationierten Infanteriebataillone die Möglichkeit, den militärischen Ernstfall zu üben.
Vor der militärischen Nutzung wurden die Flächen durch Bauern bewirtschaftet. Bis zum Umzug der kompletten Panzergrenadierbrigade 16 nach Wentorf um 1970 dominierten Tiere und Äcker das Gebiet. Bis Mitte der 70-er Jahre gab es kein richtiges Wegesystem. Der Übungsplatz hatte bis dato ebenfalls lediglich die Hälfte seiner heutigen Ausdehnung.
Übersicht:
Größe:
zoom_out_map 231 ha
Abgabe:
date_range 31.03.1997
Status:
Nationales Naturerbe, Abholzung aller Nadelforste, Sperrung diverser Wege, ganzjährige Rinderbeweidung
Mit der Verlegung des Panzergrenadierbataillon 163 aus der Douaumont-Kaserne (heute Helmut-Schmidt Universität) um 1970 wurde deutlich, dass das bisherige Gelände den Übungsvorhaben nicht mehr entsprach. Man entschloss sich daher zu einer Vergrößerung und kaufte 1971 Flächen im Sachsenwald und in Wohltorf dazu. Die Bauern wurden enteignet, die Gebäude abgerissen. Überreste dieser Vergangenheit finden sich heute auf den Wiesen und den Knicks, die die Felder der Bauern eingrenzten.
Nach massivem Protest angrenzender Gemeinden über die Erweiterung wurde ebenfalls ein Wegesystem im Wert mehrerer Millionen DM angelegt. Fortan herrschte eine rege Nutzung durch die Bundeswehr in der Wentorfer Lohe.
Bis 1982 sorgte ein eigener Schäfer für die Wiesen- und Landschaftspflege. 1984 wurde dann auch das alte Schäferhaus abgerissen. Seit dem hatte die Standortverwaltung (StOV Wentorf) diese Aufgabe übernommen.
Mit Auflösung des Panzergrenadierbrigade 16 in den Standorten Wentorf bei Hamburg und Elmenhorst / Lanken hatte die Lohe ihre direkte Nutzungsgrundlage verloren. Bis zum 31.03.1997 war das Gelände weiterhin militärischer Sicherheitsbereich und wurde als Ausbildungsgelände des Bundesgrenzschutzes aus Schwarzenbek und Ratzeburg sowie von verbliebenen Verbänden (bspw. InstBtl 6) aus der Lettow-Vorbeck-Kaserne (HH) in Hamburg-Jenfeld und zeitweilig von Panzergrenadieren aus Bad Segeberg (Panzergrenadierbataillon 182) und Hamburg-Fischbek (PzGrenBtl 72) genutzt. Im Zuge weiterer Sparmaßnahmen wurde die militärische Nutzung Anfang 1997 aufgegeben. Seither versuchte die Bundesvermögensverwaltung erfolglos das Gelände zu veräußern.
Nach der anfänglichen Idee der umliegenden Gemeinden, das Gelände selbst zu erwerben, wurde nach einem Kassensturz aller Beteiligten von dem Vorhaben abgesehen.
Eine Zeit lang wurde angestrebt, die Wentorfer Lohe als Landschaftsschutzgebiet erhalten zu können. Überraschend wurde Mitte November 2010 jedoch verkündet, dass das Gelände an die Stiftung Naturschutz durch die BIMA übertragen wird. Am 29. November 2011 war es dann so weit, die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wurde neue Eigentümerin des Areals. Auf einer ersten Bürgerveranstaltung am 17. Februar 2012 in Dassendorf zeigte sich ein großes Interesse der Bürger, wie es in der Lohe weitergehen würde.
In einem ersten Bürgerworkshop wurde am 28. März 2012 dann der erste Schritt getan und in Form einer Analysewerkstatt wurden erste Bestandsaufnahmen seitens der ausführenden Firmen gezeigt und ein Meinungsbild der delegierten Bürger eingeholt.
Am 25. Januar 2013 wurde das neue Konzept zum "Naturerbe LOHE" vorgestellt. Fortan steht die Natur im Vordergrund, die Flächen für Menschen werden eingeschränkt, die Nadelwälder werden gerodet und in Laubwälder umgebaut. Weiterhin besteht im Gelände nun offiziell Leinenpflicht, für Hunde gibt es eine Hundewiese, wo diese frei laufen dürfen.
Im März 2013 begann die Stiftung auch mit ersten Fällarbeiten im Bereich Wohltorf und an der Panzerwaschanlage. Im September wurden beim Eingang die verbliebenen Gebäude der Standortverwaltung sowie der Handgranatenwurfstand abgerissen. Ebenso gingen die Fällarbeiten im Börnsener Gebiet weiter.
Die Eigentümerin baute das Gelände in den nachfolgenden Jahren immer weiter um. Wurden viele Wege für Personen gesperrt, gab es fortan nur noch wenige Wege für Fußgänger und Reiter. Die Stiftung Naturschutz entfernte viele Verrohrungen unter den Wegen und renaturierte den Amelungsbach, der durch das Gelände fließt. Ebenfalls werden weiter die Nadelholzbestände gerodet, da der Waldumbau bis zum Jahr 2030 abgeschlossen sein soll.
Seit Sommer 2019 befinden sich ganzjährig Rinder auf dem Gelände.