Standortübungsplatz Schäferhaus


Das Stiftungsland Schäferhaus bei Flensburg ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich die Nutzung einer Landschaft im Laufe der Zeit grundlegend wandeln kann. Wo einst Panzer rollten und Soldaten übten, erstreckt sich heute eine vielfältige Naturlandschaft, die seltenen Tieren und Pflanzen einen geschützten Lebensraum bietet. Die Geschichte dieses Gebiets spiegelt nicht nur die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des 20. Jahrhunderts wider, sondern zeigt auch, wie ehemalige militärische Flächen erfolgreich in wertvolle Naturschutzgebiete umgewandelt werden können.

Übersicht:

Größe:
zoom_out_map   415 ha

Abgabe:
date_range   1998

Status:
Naturschutzgebiet, betreten möglich entlang der ausgezeichneten Wege

Der ehemalige Standortübungsplatz Schäferhaus westlich von Flensburg blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Ursprünglich war das Gebiet landwirtschaftlich geprägt, insbesondere durch den Hof Jägerslust. In den 1930er Jahren wurde das Gelände von der Wehrmacht übernommen und zu einem militärischen Übungsplatz ausgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die Luftwaffe das Areal in Verbindung mit dem benachbarten Flugplatz Flensburg-Schäferhaus.

Zeit der Bundeswehr

Nach dem Krieg lag das Gelände zunächst brach. Während der Zeit der Bundeswehrnutzung ab 1958 wurde der Standortübungsplatz Schäferhaus hauptsächlich von Panzertruppen genutzt. Getrennt durch die B199 gab es zwei Teile: Nord- und Südteil des Übungsplatzes.

Der Nordteil ist das größere Areal des ehemaligen Übungsplatzes. Während der Bundeswehrzeit wurde er überwiegend von der Panzertruppe genutzt, insbesondere vom Panzerbataillon 513, das hier mit M47- und Leopard-1-Panzern Übungen durchführte. Auch nach der Umwandlung in das Stiftungsland wird der Nordteil extensiv beweidet – neben Galloway-Rindern grasen hier heute auch Konik-Ponys. Eine Besonderheit ist, dass im Nordteil bis heute eine Panzerstrecke von einer Instandsetzungsfirma der Bundeswehr genutzt wird.

Der kleinere Südteil liegt nahe dem Flugplatz Schäferhaus, der bereits während der Wehrmachtszeit militärisch genutzt wurde und heute zivilen Zwecken dient. Während der Bundeswehrzeit war der Südteil ebenfalls Teil des Übungsplatzes, wurde aber durch den Flugplatz, das Dorf Langberg und den Ochsenweg vom Nordteil getrennt. Beide Teile des Stiftungslandes werden heute naturschutzgerecht bewirtschaftet und sind wichtige Bestandteile des größten Naturerlebnisraums Schleswig-Holsteins.

Die Briesen-Kaserne in Flensburg-Weiche war der zentrale Standort für diese Einheiten. Hier waren neben dem Panzerbataillon 513 zeitweise auch die Panzerjägerkompanie 392 (bis 1981), das Panzerbataillon 514 (teilaktiv, mit einer Kompanie in Flensburg), sowie Instandsetzungsunterstützungsgruppen und weitere Geräteeinheiten stationiert. Aber auch Soldaten aus den anderen umliegenden Standorten wie der Grenzland-Kaserne nutzten das Gelände.

Die militärische Nutzung des Übungsplatzes endete 1998 im Zuge der Abrüstung nach der deutschen Wiedervereinigung und der Auflösung der Briesen-Kaserne.

Zeit als Naturschutzgebiet

Mit dem Ende der militärischen Nutzung begann 1998 eine neue Ära für das Gelände: Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein übernahm das Areal und wandelte es in das Stiftungsland Schäferhaus um. Seitdem steht der Naturschutz im Mittelpunkt. Die Flächen werden extensiv bewirtschaftet, wobei Galloway-Rinder und Konik-Ponys ganzjährig auf den Weiden grasen. Diese halboffene Weidelandschaft sorgt für eine große Artenvielfalt und erhält wertvolle Lebensräume für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Durch gezielte Maßnahmen, wie das Zurückdrängen von Weißdorn und Kartoffelrose sowie das Anlegen von Teichen, wurde das Gebiet weiter ökologisch aufgewertet. Heute finden sich hier seltene Arten wie die Zauneidechse, die Knoblauchkröte und verschiedene Libellen.

Die militärischen Strukturen wurden weitgehend entfernt oder der Natur überlassen. Lediglich eine Panzerstrecke im Nordteil des Geländes wird noch von einer Instandsetzungsfirma der Bundeswehr genutzt. Ansonsten ist das Stiftungsland Schäferhaus heute das größte zusammenhängende Weidegebiet Schleswig-Holsteins und ein bedeutender Naturerlebnisraum. Wanderwege und Infotafeln machen das Gebiet für die Naherholung und Umweltbildung zugänglich.

Das Stiftungsland Schäferhaus ist somit ein eindrucksvolles Beispiel für den erfolgreichen Wandel von einem militärisch genutzten Areal hin zu einem großflächigen Natur- und Erholungsraum. Die Geschichte des Geländes spiegelt die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 20. Jahrhunderts wider und zeigt, wie ehemalige Truppenübungsplätze zu wertvollen Naturschutzgebieten werden können.