Sondermunitionsdepot Boostedt


Mit Aufstellung der Bundeswehr und der Entscheidung zur Stationierung von Sonderwaffen wurde diese von 1960 bis 1964 im Munitionsdepot Boostedt bei Neumünster gelagert. Boostedt wurde mit dem Bau der Rantzau-Kaserne im Zeitraum von 1958 bis 2015 zu einer Garnison der Bundeswehr und die Bewachung der Sondermunition wurde bis zur Errichtung des SAS Kellinghusen durch die 5. Batterie des Artilleriebataillons 62 (5./ArtBtl 62) wahrgenommen.

 

Übersicht:

Größe:
zoom_out_map  220 ha

Abgabe:
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Status:
aktiv als Munitionslager

Das Munitionsdepot befindet sich am Ortsrand der Gemeinde Boostedt bei Neumünster. Nach Auflösung der Rantzau-Kaserne im Jahr 2015 ist dies die letzte verbliebene Dienststelle im Umkreis.

Gebaut wurde das Depot bereits um 1940 von der Wehrmacht als Luftmunitionsanstalt Boostedt in einem Waldgebiet zwischen Boostedt und Großenaspe. Seine Ausdehnung betrug damals 220 ha und trug die genaue Bezeichnung "6. Munitionsanstalt im Luftgau XI".

Die Munitionsproduktion begann erst ab 1943 und mündete gen Kriegsende auch im Zusammenbau der V1-Rakete.

Doch mit dem Ende des Krieges und dem Einmarsch englischer Truppen wurde die intakte Liegenschaft am 09.05.1945 übernommen. Im Jahre 1949 wurde die Munitionsanstalt an die spätere Bundesvermögensverwaltung vergeben, sodass sich bis zur Nutzung der Bundeswehr ab dem 01. Mai 1956 Firmen, die mit Sprengstoff arbeiteten, niederließen.

Alter Zaun im Munitionslager Boostedt (1964 - Hartwig Wilckens)
Alter Zaun im Munitionslager Boostedt (1964 - Hartwig Wilckens)

Bevor Boostedt mit dem Bau der Rantzau-Kaserne ab 1958 ein Standort der Bundeswehr wurde, wurden bereits ab 1960 Munition im vorhandenen Depot gelagert. Ab Januar 1960 wurde die 5./ArtBtl 62 aufgestellt, eine Begleitbatterie, deren Auftrag in der Bewachung der Munition im Depot in Boostedt und Begleitung der Truppe im Einsatz bestand. Sie unterstützte das 13th US-Missile Detachment.

Untergebracht ist die Batterie in Baracken, direkt im Depot. Erst ab dem 13.12.1961 ziehen die Soldaten in die neu gebaute Rantzau-Kaserne um.

Eine Einlagerung von Sondermunition fand vermutlich ab 1962 statt. Schon im April 1962 weist die Chronik des Raketenartilleriebataillon 62 Munitionstransporte vom Flugplatz Jagel in das Munitionsdepot Boostedt auf:

Große Aufregung im Stab, bei den Führungskräften des Btl und in der Batterie! Vom Flugplatz in Jagel bei Schleswig muß Sondermunition abgeholt und in den Bunkern in Boostedt Mun-Depot eingelagert werden. Diese Aktion soll völlig unauffällig durchgeführt werden. Die 5. Batterie muß nun unter Beweis stellen, daß sie in der Lage ist, unter "echten" Bedingungen einen Sondermunitionstransport durchzuführen. Völlig unauffällig fährt dann von Boostedt nach Jagel eine Marschkolonne, vorweg eine Kradstaffel der 1. /62 unter Führung von Lt. Kraus und dem MAD. Nachdem man nun den Landeplatz abgesichert hat, werden Behälter aus der "Noratlas" unter amerikanischer Aufsicht ausgeladen und auf die MunKfz umgeladen. Völlig unauffällig wird diese Aktion dann auch mehrfach durchgeführt, so daß selbst die Soldaten nicht wussten, ob sie überhaupt Munition empfangen hatten oder nicht. Der Kdr leitete eigenhändig unter festem Zupacken das Aus- und Beladen der Behälter.

Zum 01.03.1964 zieht die 5. Batterie des inzwischen in Raketenartilleriebataillon 62 umbenannten Verbandes von Boostedt nach Kellinghusen. Ab April 1964 wurde von der Begleitbatterie der Transport von Sondermunition schwerpunktmäßig geübt, da die Verlegung von Boostedt nach Kellinghusen bevorstand.

Fortan handelte es sich bei der Liegenschaft um das Munitionshauptdepot Boostedt. Erst mit der Bundeswehrstruktur von 2004 wurde beschlossen, das Depot mit dem Munitionsdepot Laboe organisatorisch zusammenzufassen und es als Munitionslager herabzustufen. Dies sind bis heute die einzig verbliebenen Munitionslager in Schleswig-Holstein. In ganz Deutschland gibt es 13 Lager und 5 Depots. Nach der erneuten Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung wird es zukünftig aber wieder mehr Lagerstätten geben.

Eingang Munitionsdepot Boostedt (03.05.2014 - Ulrich Santana Jäger)

Auf den 220 ha Fläche verteilen sich 83 Munitionslagerhäuser, sowie 16 Munitionshallen, sodass die Gesamtlagerfläche rund 30.000 m² beträgt. Neben der Wartung, Lagerung und Instandsetzung von Munition finden hier auch für den Norden die Ausbildungen der Munitionssachkunde der Bundeswehr statt.

Aus dem Munitionslager Boostedt, das bis heute besteht, werden Heer, Luftwaffe, Marine (Landeinheiten), die Streitkräftebasis und der zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr in Schleswig-Holstein, Hamburg sowie Teilen von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit Munition (Übungsmunition und Gefechtsmunition) versorgt.