Standortübungsplatz Breitenburg-Nordoe
Der Standortübungsplatz Breitenburg-Nordoe, südlich von Itzehoe im Kreis Steinburg gelegen, war über viele Jahrzehnte ein zentrales militärisches Übungsgelände der Bundeswehr. Das rund 400 Hektar große Gelände erstreckt sich über die Gemeinden Breitenburg, Dägeling und Kremperheide. Es war eng mit der Freiherr-von-Fritsch-Kaserne verbunden und wurde vorrangig von Heereseinheiten für Fahrzeugausbildung und taktische Übungen genutzt. Die intensive militärische Prägung hinterließ eine charakteristische offene Dünen- und Heidelandschaft, die auch seltene Arten förderte und bis heute von Bedeutung für den Naturschutz ist.
In der Bundeswehrzeit standen auf dem Übungsplatz die Ausbildung an Kettenfahrzeugen und anspruchsvolle Gefechtsübungen im Vordergrund. Die Nähe zu Itzehoe und zu weiteren Standorten in Schleswig-Holstein legt nahe, dass auch Marinesoldaten aus Glückstadt und aus dem weiteren Umland hier ausgebildet wurden.
Übersicht:
Größe:
zoom_out_map 400 ha
Abgabe:
date_range 2009
Status:
Naturschutzgebiet, betreten möglich entlang der ausgezeichneten Wege
Nutzung nach dem Bundeswehr-Abzug
Nach dem Abzug der Bundeswehr zwischen 2008 und 2009 wurde das Areal der Öffentlichkeit übergeben. Heute ist das Gebiet als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) und Bestandteil von Natura 2000 ein zentrales Schutzgebiet für seltene Dünen-, Heide- und Trockenrasenbiotope. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bewirtschaftet einen Großteil der Fläche naturnah mittels „Wilder Weide“; robuste Galloways, Highlandrinder und Exmoorponys sorgen ganzjährig für die Offenhaltung und fördern die Artenvielfalt. Wege werden von der Bundesforst und den Kommunen instand gehalten und der natürliche Wasserhaushalt wird wiederhergestellt. Maßnahmen wie die Entnahme eingewanderter Gehölze, die Schaffung neuer Laichgewässer und gezielte Naturschutzprojekte fördern bedrohte Arten.
Prozess der Umwandlung und heutige Maßnahmen
Die Umwandlung zum Naturschutzgebiet startete 2009 mit umfangreichen Pflegemaßnahmen: Die Stiftung Naturschutz pachtete einen Großteil der Fläche, installierte Zäune und führte sogenannte „Wilde Weiden“ ein, wobei robuste Galloway- und Highlandrinder ganzjährig zur Landschaftspflege auf 163 Hektar eingesetzt werden. Ziel ist die Offenhaltung der Dünen- und Heideflächen durch Weidebetrieb und gezieltes Entfernen von Gehölzen. Zusätzlich wurden Entwässerungsgräben verschlossen und neue Laichgewässer für Amphibien angelegt. Die Maßnahmen werden regelmäßig überprüft und weiterentwickelt, um wertvolle Arten wie Kammmolch, Kreuzkröte und den Goldenen Scheckenfalter zu fördern.
Der ehemalige Standortübungsplatz ist heute ein begehbares Naherholungsgebiet von regionaler Bedeutung. Rund 22 Kilometer ausgeschilderte Wanderwege führen durch Heide, Dünen, Wälder und an kleinen Badeseen vorbei. Das Wegenetz ist sowohl für Fußgänger als auch für Radler geeignet; Reiten ist auf ausgewiesenen Routen möglich. Motorisierte sowie lärmintensive Aktivitäten sind untersagt, um Flora und Fauna zu schützen.
Mehrere Flächen wurden gezielt von Kiefern- und Birkenbewuchs befreit, um ursprüngliche offene Lebensräume wiederherzustellen. Dazu gehören das kontrollierte Abbrennen von Heideflächen sowie das Mähen und Mulchen zur Regeneration des Standorttyps. Die Stiftung Naturschutz betreibt zudem Artenschutzprogramme, um weitere bedrohte Pflanzen- und Tierarten wiederanzusiedeln. Ein Netz von Wanderwegen (ca. 22 Kilometer) steht der Öffentlichkeit weiterhin zur Verfügung; auf den Weideflächen sind Begegnungen mit Rindern möglich, wobei Besucher gebeten werden, Hunde stets an der Leine zu führen.
Im gesamten Gebiet informieren Schautafeln über die Entstehung der Landschaft und die Bedeutung für den Naturschutz. Die offene Fläche und die naturnahe Weidewirtschaft ermöglichen unmittelbare Naturerfahrung: Besucher können Galloway- und Highlandrinder beobachten, die zur Landschaftspflege eingesetzt werden. In den Feuchtgebieten und offenen Sandbereichen lassen sich mit Glück Kammmolch, Kreuzkröte oder Goldener Scheckenfalter entdecken. Hunde müssen zum Schutz des Wildes und der Weidetiere an der Leine geführt werden; ein eigener Hundespielbereich sorgt für zusätzliche Bewegungsfreiheit in Kremperheide. Rastpunkte – einfache Schutzhütten, Bänke und Tische – laden unterwegs zum Verweilen ein.
Heutige Nutzung und Zustand
Die Erhaltung der naturnahen Heide-, Dünen- und Trockenrasenflächen bleibt oberstes Ziel. Pflegemaßnahmen und Umweltmonitoring verhindern das Zuwachsen und sichern die Lebensräume nachhaltig. Das besondere Erholungsangebot verbindet regionale Wertschöpfung, Umweltbildung und Naturgenuss. Besucher erleben eine Landschaft, die durch ihre militärische Vergangenheit geprägt und durch Naturschutzmaßnahmen in ihrem ursprünglichen Charakter bewahrt wurde.