Bismarck-Kaserne


Bauernhöfe und ein dörflicher Charakter prägten bis in die Mitte der 1930er Jahre das Ortsbild der Gemeinde Wentorf bei Hamburg. Es war eine Zäsur, als der Beschluss von der neuen Reichsregierung unter Adolf Hitler vom Neubau von Kasernen auch einen solch kleinen Ort am Rande Hamburgs traf. In drei Bauabschnitten von Westen beginnend wurden die späteren Bismarck-, Bose- und Bergmann-Kaserne gebaut.

Die Bauarbeiten für die an der Hamburger Landstraße gelegene Bismarck Kaserne, dem kleineren der beiden Militärstandorte in Wentorf, begannen am 22.10.1936. Das dafür benötigte Land wurde billig von den dort ansässigen Wentorfer Bauern aufgekauft. Bereits sieben Monate nach der Grundsteinlegung wurde schon Richtfest auf dem ersten Bauabschnitt gefeiert. Wiederum sechs Monate später, am 15.11.1937, erfolgte die Übergabe des zweiten Bauabschnittes.

Ihr Namensgeber ist der Gründer des Deutschen Reiches von 1871 und dessen erster Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck. 1965 wurde der Schriftzug (Die Mauer am Haupteingang) „Bismarck-Kaserne“ während einer Feierstunde persönlich durch den Fürsten Ferdinand von Bismarck enthüllt. Sein Sohn, Carl-Eduard von Bismarck, leistete 1982 im Panzergrenadierbataillon 162 seinen Grundwehrdienst ab.

Übersicht:

Größe:
zoom_out_map  16 ha

Abgabe:
date_range  30.09.1994

Status:
Großteil abgerissen, Wohngebiet. Traditionsinsel mit Alter 16, Adlerstele, 2 Wirtschaftsgebäuden und dem historischen Eingang erhalten, ebenso Sporthalle und Wache "Westtor" zum Südring.

Nach dem Krieg dienten die Kasernen zur Unterbringung heimatlos gewordener Menschen -sogenannter Displaced Persons- aus Osteuropa. Ab 1952 entstand dann in den Kasernen das größte Flüchtlingsdurchgangslager Europas. Entwurzelte, aus ihrer Heimat, vertriebene Landsleute aus dem Osten Deutschlands fanden hier ihre erste Bleibe. 150.000 Menschen wurden in den Jahren bis 1960 durchgeschleust, 9.000 Betten standen zur Verfügung, der Aufenthalt dauerte bis zu drei Jahren. Die beiden Wentorfer Kasernen, vor allem aber die Wentorfer Bürger mit ihrem Verständnis für diese Probleme, haben so zu einer der größten Leistungen der deutschen Nachkriegsgeschichte beigetragen: der Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen.

Ab 1960 zogen die ersten Bundeswehreinheiten ein. Den Anfang machte eine Luftwaffenausbildungskompanie. Ab Ende der 60er Jahre zogen die Verbände der Panzergrenadierbrigade 16 aus dem hohen Norden kommend hier ein. Die Kaserne war Unterkunft des Panzergrenadierbataillons 162, des Sanitätszentrums 111 und Teilen des Jägerbataillons 66.

Mit der Auflösung der Panzergrenadierbrigade 16 wurde am 30. September 1994 auch die Bismarck Kaserne an die Bundesfinanzdirektion übergeben und damit militärisch nicht mehr genutzt. Das Panzergrenadierbataillon 162 wurde mit diesem Tage ebenfalls aufgelöst.

Nach den Soldaten kamen dann die Planer, bis im Jahre 1997 mit dem Abriss und Rückbau des Areals begonnen wurde. Wie auch in der Bose-Bergmann-Kaserne sollte hier ein neues Wohngebiet entstehen.

Die spontane Unterschutzstellung der beiden Kasernen im Zuge der Abrissarbeiten sorgte dafür, dass eine Traditionsinsel geschaffen wurde, die zum Einen aus der Alten 16 besteht, einem Restaurant und dem Sitz des Traditionsverbandes Panzergrenadierbrigade 16, zum Anderen die beiden dahinterstehenden Wirtschaftsgebäude und schließlich das historische Eingangstor links der Alten 16 und der Adlerstele rechts der Alten 16 besteht.

Weiterhin ist am ehemaligen Südtor das alte Wachgebäude als Trafohäuschen umgebaut worden und die erst 1984 renovierte Sporthalle nutzt heute die Turn- und Sportgemeinschaft TSG Bergedorf inkl. angeschlossenem Kindergarten.