Die Geschichte vom Steinwerfer

von Webmaster /sku

Bismarck-Kaserne (Wentorf b. HH)

Skulptur Steinwerfer aus der Wentorfer Bismarck-Kaserne (StO Bismarck-Kaserne / 1996)
Skulptur Steinwerfer aus der Wentorfer Bismarck-Kaserne (1996)
Quelle: Kuhrt

Vor langer langer Zeit standen sich zwei Riesen am südlichen und nördlichen Elbufer gegenüber. Sie waren sich feindlich gesinnt und trachteten sich nach dem Leben. Deshalb bewarfen sie sich mit gewaltigen Felssteinen.

Doch die Elbe war viel zu breit und die meisten Steine fielen in die Mitte des Stromes. Es entstand eine Insel, das heutige Wilhelmsburg. Im Jahre 1937 erinnerte sich ein Steinmetz die Geschichte und bildete einen der Riesen jetzt auf 2.00 m Größe geschrumpft aus handfestem Granit nach. Und da die Riesen seiner Zeit von Textilien nichts wussten, stellte der Bildhauer ihn ohne dar, wie er geschaffen wurde: splitterfasernackt.

Kunst am Bau war auch schon 1937 gern gesehen, und wurde die Statue, "Der Steinwerfer" anlässlich des Wentorfer Kasernenbaus in der Bismarck-Kaserne neben dem Unteroffiziers-Kasino errichtet. Wegen seiner Blöße genierten sich die Leute damals, und sie ließen ihn rundum mit Gebüsch zuwachsen Aber man vergaß ihn nicht, vor allem nicht, wenn die Blätter wieder fielen. Immer wieder war er Mittelpunkt des soldatischen Lebens in der Bismarck-Kaserne.

So kam es im Laufe der Jahre wiederholt vor, dass sein „Achtersteven" des Morgens plötzlich rot geworden war. Ein Symbol für die Zeitsoldaten, die in der Soldatensprache "Rotärsche" genannt wurden. Die Schuldigen konnte man natürlich nicht finden, aber es gab und gibt ja immer welche, die irgend eine Strafe abbüßen müssen, die mussten dann mit einem Großwaschtag wieder für Sauberkeit sorgen.


1994 trat plötzlich Ruhe auf dem Gelände ein, die Soldaten waren ausgezogen. Aber 1998 wurde es dann ohrenbetäubend laut. Rundherum wurden die Gebäude abgerissen, die Bordsteine zu seinen Füßen abtransportiert.

Seine Existenz war jedoch nicht gefährdet, so dachte er. Die Wentorfer sollten ihn erhalten, sie mussten nur noch einen anderen Standort festlegen. Eines Tages aber erwachte er aus tiefem Schlaf, traute seinen Augen nicht. Er stand jetzt, in all seiner Pracht, auf dem Werksgelände des Granitwerke Gehrke in Schwarzenbek! Wer hatte ihn entführt? Was hatten die mit ihm vor?

Es schien jedoch alles gut zu werden. Die Firma Gehrke ließ die Wunden, die durch Witterung und Transport entstanden waren, reparieren. Schließlich hatten auch die Wentorfer Spürnasen ihn an seinem neuen Standort wieder gefunden, und sie wollten ihn heimholen. Doch die Rückkehr zog sich hin. Es wurde noch über Rückführungsverfahren u.ä. verhandelt. Am 10. März des Jahres 2000 geschah es dann! Unser Steinwerfer hielt gerade sein Mittagsschläfchen, als es einen fürchterlichen Krach gab. Ein Bagger war ihm in den Rücken gefahren, und der Steinwerfer zerbrach in tausend Teile! Ist jetzt noch etwas zu retten?

Nein, der Steinwerfer hat sich von seinem Schaden nicht mehr erholt und ist nun selbst zu Stein zerfallen. Er wurde vernichtet.

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