Truppenübungsplatz Putlos

Der Truppenübungsplatz Putlos befindet sich an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und ist deutschlandweit der einzige Truppenübungsplatz mit Küstenanbindung. Nach seiner Einrichtung 1935, zwischenzeitlicher Nutzung durch die britische Armee nach dem 2. Weltkrieg nutze die Bundeswehr bis heute diesen Platz.

In der benachbarten Wagrien-Kaserne befindet sich zu Nutzungszeiten der Bundeswehr immer ein fest stationierter Verband. In dem direkt an der Kaserne angeschlossenen "Lager Übende Truppe" sind -getrennt- die übenden Verbände untergebracht.

Übersicht:

Größe:
zoom_out_map 1.250 ha

Abgabe:

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Status:
Es handelt sich um eine aktive Liegenschaft der Bundeswehr, dessen betreten verboten ist.

Die indirekte Geschichte des Truppenübungsplatzes Putlos beginnt weit vor seiner Gründung nach dem Ende des 1. Weltkriegs. Durch den Versailler Vertrag war es Deutschland verboten, an Panzerkampfwagen zu forschen bzw. sie herzustellen. Unter strenger Geheimhaltung wurde dieses Verbot jedoch umgangen, indem man an Groß- und Leichttraktoren forschte.

So forschten und erprobten Deutsche und Sowjets in einer geheimen Zusammenarbeit an Wehrtechnik im Zuge des Unternehmens KARMA. In Erinnerung daran wurde eine Schießbahn später danach benannt.

Ab 1934 wurden die Versuche auch in Deutschland (Rerik und Altgarz (Mecklenburg), Döberitz und Munster) fortgeführt. Doch wurde es dabei mit der Geheimhaltung immer schwieriger, sodass die Idee verfolgt wurde, dieses Tests in abgelegene Gebiete zu verlagern. Idealerweise Küstengebiete, da hier Gefahrenbereiche nur landseitig abgesperrt werden mussten. So fiel die Hohwachter Bucht in nähere Betrachtung.

Ab Mitte Februar 1935 wurden Grunderwerbsverhandlungen in diesem Bereich für die Ländereien es Gutes Putlos sowie einiger Bauern aufgenommen. Letztlich wurden 825 ha Land erworben.

Nach dem Erwerb ging es um die Beplanung des Areals. Dabei sollten folgende Bauten errichtet werden:

  • Barackenunterkunft für übende Truppen (bis Mai 1935)
  • Massive Unterkunft für die Heereskraftfahrschule Abt. C und Lehrtruppe
  • Neubau einer Wohnsiedlung in Oldenburg: Mühlenkamp
  • Anlegestelle für drei Sperrboote; aufgrund der Strömungsverhältnisse aber verworfen. Die Boote wurden in Heiligenhafen stationiert.

Der erste Schuss auf Putlos wurde durch die Aufklärungsabteilung 4 aus Leipzig vermutlich im Juli 1935 auf der Schießbahn Weser abgegeben. Der feierliche Einzug der Truppen aus Munster fand am 31. August 1935 statt.

Die Erweiterung des Platzes im Nordosten des Platzes erfolgte bereits 1936/37 um die Schießbahn KARMA.

Blick auf dem TrÜbPl Putlos auf die Ostsee über eine Schiessbahn (2023)
Blick auf dem TrÜbPl Putlos auf die Ostsee über eine Schiessbahn (2023)

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs nahmen die Ausbildungs- und Versuchstätigkeiten zu. Zusätzlich wurde hier ab 1941 die "Heeresunteroffiziersschule für Schnelle Truppen" aufgestellt.

Mit Ende des 2. Weltkriegs befanden sich in Oldenburg und Putlos über 50.000 Flüchtlinge, Soldaten und Internierte. In dem Lager bzw. der Kaserne siedelten sich diverse gewerbliche Betriebe an.

Im Herbst 1945 übernahmen britische Truppen den Truppenübungsplatz Putlos. Ihre Fahrzeuge standen im "Alten Munitionslager" und ihre Unterkünfte bezogen sie im alten Gut Putlos. Ab 19A9 belegten auch amerikanische Truppen den Platz mit einem Zeltlager rechts der Weserstraße etwa bis zur Straße nach Gut Putins und Kaserne. Es handelte sich hierbei um Fla-Einheiten, die später nach Todendorf verlegten. Außer britischen und US-Truppen übten auch Kanadier, Niederländer, Norweger und Dänen auf dem Platz.

Ab 1950 fand erstmalig ein Seifenkistenrennen auf dem Wienberg statt. Mit dem 1. November 1957 übergaben die Briten den Übungsplatz an die Bundeswehr.

Mit Bezug des Standortes durch die neu gegründete Bundeswehr am 1.11.1957 wurde das "Flüchtlingslager Putlos" geräumt. Mit der I./FlaRakRgt 6 wird wieder eine Einheit in Putlos stationiert. Diese wird jedoch bereits ein Jahr später nach Wentorf bei Hamburg verlegt, sodass ab 1959 das Logisitklehrversorgungsbataillon 900 aufgestellt wird. Fortan können alle Waffensysteme der Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz Putlos geschossen werden.

Mit der Umgliederung des sTrspBtl 955 in das TrspBtl 601 und dessen Umzug nach Seeth (Stapelholmer Kaserne) wird im Sommer 1972 das Jägerbataillon 391 (später Jägerbataillon 512) nach Putlos verlegt.

Mitte der 1980er Jahre wurde begonnen im Lager "Übende Truppen" feste Unterkünfte zu bauen, um die alten Baracken abzuschaffen. Ebenso wurde der Eingangsbereich überarbeitet.

Im November 1989 wurde der Truppenübungsplatz Putlos für die Unterbringung von 950 Flüchtlingen aus der damaligen Deutschen Demokratischen Republik genutzt. Die zu diesem Zeitpunkt für Übungen stationierten 700 Soldaten wurden in die Heimstandorte zurückgeschickt. In den Abendstunden des 6. Novembers 1989 kamen die Flüchtlinge aus der Prager Botschaft nach 20-stündiger Reise in zwei Sonderzügen am Oldenburger Bahnhof an.

1993 wurde das Jägerbataillon 512 aufgelöst und eine Auflösung des Standortes stand zur Diskussion. Nach zahlreichen Zwischenideen wie der Stationierung einer Flugabwehreinheit wurde der Fortbestand des Standortes endgültig entschieden.

Mit der Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe werden Verbände der Luftwaffe und Marine fortan Hauptnutzer des Platzes.

Auch in der Flüchtlingskrise 2015 waren Flüchtlinge in der Wagrien-Kaserne untergebracht. Ebenfalls ändert sich in diesem Jahr die Unterstellung und der Truppenübungsplatz gehört ab sofort zum Bereich der Truppenübungsplatzkommandantur NORD.

 

Um 2020 herum wurden in der Wagrien-Kaserne einige Gebäude und Hallen zurückgebaut. Ebenso der alte Haupteingang an der Putloser Chaussee wurde abgerissen und steht nicht mehr zur Verfügung.

Trotz aller Umstrukturierungen bietet der Truppenübungsplatz heute diverse Alleinstellungsmerkmale hinsichtlich seiner Ausbildungseinrichtungen und Schießmöglichkeiten.

 

 
Übungsmöglichkeiten   Schießmöglichkeiten
  • ABC-Abwehr und Selbstschutz-Ausbilung
 
  • NBS C-RAM MANTIS
 
  • Schießen mit der Fliegerfaust/MANPADS, z.B. STINGER
  • Kampfmittelabwehr-Übungsanlage
 
  • Flug- bzw. Fliegerabwehrschießen
  • Pipelinepionier-Ausbildungsanlage
 
  • Close Air Support (CAS) Land / See
  • Feldlager
 
  • Schießen Luftfahrzeug (LFz) Luft - See
  • Anlandeübungen
 
  • Direktes Richten Rohrartillerie
  • Drohnenflug
 
  • Rohr- und Raketenartillerie auf Ziele in See
   
  • Raketenartilleriesystem MARS (>=15.000 m
Zielentfernung)
   
  • Mörser auf Landziele und auf Ziele in See
   
  • Bordwaffen gepanzerter/geschützter Fahrzeuge bis 120 mm
   
  • Schul- und Gefechtschießen mit Hand- und Panzerabwehrhandwaffen
   
  • Handgranaten-Wurfstände
   
  • Erprobung Hochenergielaser (HEL)
   
  • Panzerabwehrlenkflugkörper (MILAN, TOW,HOT, MELLS)
   
  • Schießen aus / von Hubschraubern, z.B. Doorgunner
   
  • Sprengplatz, 300 m und 1500 m und Unterwassersprengplatz

 

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